Wildkräuter - Seite 1

Wie kommst Du an echte biologische Nahrung und UrKost?

Wisse: Alle normalen Handelsobstsorten werden heute über die Zeit des Wachstums, der Reife, der Ernte und des Versands auf dem Wege bis zum Verbraucher mit den schwersten, auf das gesamte Zellensystem toxisch einwirkenden Giften (DDT-Abarten in Form von Insektiziden, Pestiziden und Konservierungsmitteln) behandelt und sind daher schon für den Gesunden schädlich, für einen chronisch Kranken aber kaum zu verkraften.

Deshalb darfst Du nur vollreif geerntete Früchte nehmen. Unreife Früchte enthalten ungebundene Säuren, die vom Organismus schwer neutralisierbar sind und ihn zellulär schädigen.

Und wenn Du nicht biologisch angepflanztes Gemüse oder Blumen kaufst, leistest Du Vorschub zur Vergiftung unserer Erde. Allein in die Erde, in der Blumen wachsen, werden monatlich pro Hektar 300 Liter Chemikalien gepumpt. Im Frühjahr werden bis zu 300 kg Insektizide pro Hektar (Parathion, Endosulfan, Dichlorpropan), außerdem Fungizide und Nematozide gegen Pilze und Würmer gesprüht, dringt auch in die Pflanzen ein. Willst Du Dich von Blumen in Deiner Wohnung vergiften lassen?

»Weiß Du, was mir Sorgen macht? Wenn ich wegen der begifteten Kulturpflanzen mehr und mehr zu Wildpflanzen greifen soll, so erscheint mir das schrecklich kompliziert. Ich kenne doch überhaupt keine.«

Keine Bange! Das ist einfacher, als Du denkst. Fürs erste genügt es zu wissen, daß Du Dich im Frühjahr in der Hauptsache an das Scharbockskraut hältst, das Du ab Ende Februar in großen Flächen ausgebreitet an Feldrainen, in Waldlichtungen und an Wiesengräben findest. In sumpfigen Böden und an Wasserstellen wächst den Winter über bis Mitte Juni Milzkraut, das wunderbar saftig schmeckt und von denen ich nicht genug essen kann.

Im Sommer gibt es ja keine Probleme. Da findest Du schon von März an den Giersch, auch Geißfuß genannt, an allen Zäunen und unter Hecken. Die Leute aßen ihn früher als Spinat. Auch Löwenzahn und Sauerampfer sind dann überall stark verbreitet, und nun kannst Du auch die in der Pflanzenübersicht angegebenen Urpflanzen entdecken. (® Rz.755 u. Kap.9.97) Im Sommer und Herbst bieten sich neben den bereits genannten vor allem Beinwell, Labkraut und die vielen Weidenröschenarten an. Und an den Rändern der Feldwege findest Du immer den Wegerich. Mitte August stehen seine Samenstengel steil aufgerichtet da - die abgestreiften grünen Samenfrüchtchen schmecken ganz vorzüglich. Im Winter wird's schwerer. Aber Farn, Milzkraut, Waldsauerklee, Taubnessel, Miere, Gundermann, auch Gundelrebe genannt, sowie Disteln, Brunnenkresse, Walderdbeer- und Brombeerblätter (deren dornigen Mittenblattstiel wir entfernen) und Spitzwegerich sind an geschützten Plätzchen immer noch zu erblicken. An Beeren bleiben Sanddorn, Hagebutten und Wacholder hängen. Und da ist zu allerletzt auch noch das Moos, das Du fein geschnitten in Avocado- oder Bananencreme geben magst. Die schönen Hibiskusblüten will ich gar nicht anführen, daß sie gut schmecken - sonst gibt's bald Krach mit allen Hausbesitzern, deren Eibisch langsam verkostet wird... Dann bleiben Dir als Ausgleich vollbiologisch gezogene Erdbirnen (Topinambur), Möhren, Rote Bete oder Queckenwurzeln, eine besonders knackige Grasart.

»Und was mach' ich, wenn ich in einer Gegend bin, wo es keine eßbaren grünen Pflanzen gibt, wie etwa an einer Meeresküste?« fragst Du.

Es läßt sich überall eßbares Wildgrün finden - außer mitten in der Stadt oder über 2.500 m hoch in den Bergen. Ich miete mir Mitte August am Mittelmeer, nahe Cap d'Agde, immer ein kleines Häuschen. Am Nachbarhaus rankt sich ein großer Knöterichstrauch entlang. Dessen grüne Blätter sind zwar ein bißchen hart, aber leicht zerzupft schmecken sie in Avocadocreme sehr gut und fein säuerlich.

Als mein französischer Nachbar voriges Jahr Anfang September ebenfalls eintraf, kam er gleich aufgeregt zu mir: »Est-ce que vous auriez pensé que les chevaux de Camargue s'approcheraient si près de la plage? Regardez à quel point ils ont dépouillé mes arbustes polygonum.« (»Hätten Sie gedacht, daß die Wildpferde der Camargue bis hier an den Strand vordringen? Sehen Sie doch nur, wie die meinen Knöterichstrauch kahl gefressen haben!«)

Ein Glück, daß er nicht ahnt, daß Madame et Monsieur Konz die Gewohnheit besitzen, zum Teil wie Pferde zu essen... Ein Glück aber auch, daß der Knöterich unter der Sonne Südfrankreichs schnell wieder nachwächst!

Nachdem ich aber herausgefunden habe, daß auch wilder Wein gut eßbar ist, gehe ich zu den Weinstöcken der nächsten Nachbarhäuser und nehme überall jeweils nur ein paar Blätter mit. Aber wenn Du genau auf die scheinbar vertrockneten Ödplätze schaust, erkennst Du den leckeren, saftigen Portulak, Hedderich, Melde - vor allem aber die Wegmalve. Letztere ist allerdings schrecklich verstaubt wegen des oft so starken Seewinds. Die sprühe ich dann doch mal leicht mit Wasser ab - damit mir nicht zu viele meiner draufsitzenden kleinen Freunde verlorengehen....

Mauer-Doppelsame, ein Verwandter unseres Ackersenfs findest Du viel am Mittelmeer – damit bringst Du feine Würze in Deine UrKostgerichte. Einfach `ne Handvoll untermischen. Zarter im Geschmack ist Rosmarin, der in großen Büschen dort heimisch ist. Klemm Dir den Mittelmeer-Pflanzenführer unter den Arm und bestimme mal beim Spazierengehen, was Du so siehst.

Übrigens, wenn Du ein bißchen mehr in die Natur rauszwitscherst, kannst Du eher als sonst mal Stacheln, Dornen oder Splitter in die Finger oder Füße bekommen. Stecken sie tiefer drin, dann ist das Herauspuhlen oft schmerzhaft und wegen des austretenden Blutes schlecht zu bewerkstelligen. Wobei dann meist der Splitter auch noch tiefer ins Fleisch eingedrückt wird. Läßt Du Dir aber von einem Helfer die Stelle seitlich fest zusammenkneifen, so wird sie blutleer und schmerzlos, und der Splitter läßt sich leicht entfernen. Bei tiefsitzenden Splittern brauchst Du 'ne besondere Technik.9865

»Kann ich nicht wenigstens anstelle des Unkrautes das besser schmeckende Gemüse essen? Wenn ich es im eigenen Garten biologisch ziehe?«

Auch dann kannst Du auf Urpflanzen nicht verzichten, besonders nicht als Kranker. Aber Deine Tomaten, Möhren und Kohlrabi, Deinen Rettich und Krauskohl im Winter kannst Du Dir deshalb unbesorgt munden lassen. Aber stets solltest Du Dir möglichst Urpflanzen untermischen. Allein wegen des Chlorophylls brauchst Du das dunkle Grün!

Und da Du eine Urzeitpflanze überall und zu jeder Zeit findest, bist Du stets dazu in der Lage, den Kultursalaten wenigstens einen Teil von diesen Wildgewächsen zuzugeben. Durch diese Mischung fällt Dir auch das Essen einer Wildpflanze leichter, die besonders hart und spröde ist. Ahnst Du, was für eine Wildpflanze ich im Auge habe? Nein? Ich sag's Dir: Es ist das Gras.7009

 

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